Ablauf des Karate-Trainings

Begrüßung
Jedes Karatetraining beginnt und endet mit einem festgelegten Ritual.
Nachdem alle Schüler nach der Gürtelgradgraduierung in einer Reihe Aufstellung genommen haben, beginnt das Training mit der Konzentrationsübung im traditionellen Kniesitz. Die Augen werden dabei geschlossen und die Aufmerksamkeit ist nach innen auf die Atmung gerichtet. Dies soll den Kopf frei machen und die Konzentration auf den Augenblick lenken.  Dann wird der Trainer vom ältesten Schüler stellvertretend für alle Schüler mit den Worten "Sensei`ni re" gegrüßt. Danach erfolgt die Verbeugung des Sensei vor den Schülern und der Schüler vor dem Sensei. Dabei werden im Kniesitz beide Hände in Dreiecksform auf den Boden gelegt, sodass sich die Fingerspitzen berühren und die Stirn wird zum Gruß in Richtung Handrücken geführt.
Anschließend erhebt sich zunächst der Sensei und dann die Schüler und das Training beginnt.


  Trainingsbeginn mit Kurzmeditation

Aufwärmtraining
Das Aufwärmen vor dem eigentlichen Training hat den Zweck, den Körper und die Psyche zu aktivieren und auf die Belastung vorzubereiten. So sollen Sportverletzungen vermieden werden. In der Aufwärmphase steigt die Körpertemperatur, der Kreislauf kommt in Schwung, die Durchblutung wird angekurbelt und Muskeln und Gelenke werden geschmeidiger. Beim Karatetraining wird häufig Gymnastik, Partnergymnastik Kraft- oder Ausdauertraining eingesetzt. Um Kinder zu motivieren werden häufig auch Lauf- und Fangspiele eingesetzt.


  Aufwärmtraining

Dehnung
Sind die Muskeln erwärmt, werden spezielle Übungen zum Stretching und Dehnen zur Erhaltung der Beweglichkeit und Steigerung der Flexibilität durchgeführt. Dies ist wichtig, um dem Körper optimale Bewegungsabläufe in den Karatetechniken zu ermöglichen. Nach den vorbereitenden Übungen beginnt das eigentliche Training.


  Dehnungsübungen vor dem Training

Kihon oder Grundschule
Hierbei werden einzelne Karatetechniken mit einer großen Anzahl an Wiederholungen eingeübt. Trainiert werden die einzelnen Stellungen sowie die verschiedenen Block-, Stoß-, Schlag- und Tritttechniken. Außerdem lernt man hierbei die Prinzipien des Körpereinsatzes zu verstehen. Das Kihon zielt darauf ab, dass die einzelnen Techniken später in der tatsächlichen Anwendung unbewusst zur Verfügung stehen. Daher ist die Anzahl der Wiederholungen so bedeutend. Die Techniken werden auf Zählzeit des Trainers ausgeführt.


  Training der Grundschule

Kata
Neben Kihon und Kumite ist das Training der Katas wesentlicher Bestandteil des Karatetrainings. Kata ist eine traditionsreiche, überlieferte, festgelegte Form von Techniken gegen mehrere Angreifer. Hierbei werden technische Fähigkeiten für den Kampf geschult wie z.B. Techniken aus sehr kurzer Distanz, Griffe und Ansätze zu Wurftechniken, Abwehr gegen Waffen, Angriffe gegen empfindliche Körperstellen, die beim Partnertraining nicht gefahrlos möglich wären. Außerdem werden in der Kata die richtige Atmung, Spannung und Entspannung, das Wechselspiel von schnellen und langsamen Bewegungen und das richtige Timing durch intensives Üben erlernt.
Aber vor allem macht es Spaß Katas zu trainieren oder einen Katavortrag zu beobachten. Ein guter Katavortrag bringt die gesamte Vielfalt des Karate durch Spannung, Schnelligkeit, Präzision, Dynamik, Kraft und Explosivität zum Ausdruck.
Im Training mit Helmut Kossen wird vor allem darauf geachtet, dass die einzuübende Kata dem technischen Reifegrad des Trainierenden entspricht. Den Lern- und Übungsphasen der einzelnen Katas wird viel Zeit eingeräumt. Die Haian-Katas werden stets für alle Schüler wiederholt, denn eine Kata beherrscht man nie perfekt, sondern man befindet sich immer nur auf dem Weg dahin.


  Kata Training (hier Beginn der Kata "Jion")

Kumite
Kumite ist die Umsetzung von Karatetechniken mit einem Partner. Dabei wird der Partner aber nie verletzt, da alle Techniken kurz vor dem Ziel gestoppt werden. Man unterscheidet zwischen dem abgesprochenen Kampf und dem freien Kampf.
Im Kumite werden die Grundfertigkeiten geschult, die man für eine effektive Selbstverteidigung benötigt.
Dazu gehören:

Gute Techniken entstehen nur, wenn alle vier Elemente zusammenkommen. Kumite baut aber auch auf den in den Kata und im Kihon eingeübten Prinzipien der Energieerzeugung und -übertragung auf.


  Kumite Training

Bunkai
Bunkai bedeutet Analyse/Zerlegung. Im Karate bezieht sich der Begriff insbesondere auf die Analyse von Katabewegungen, um ihre Bedeutung als Anwendung herauszufinden. Die vorgeführten Choreographien orientieren sich dabei am Ablauf der Kata. Beim Bunkai beschäftigt sich der Karateka also mit dem praktischen Sinn der Kampfhandlungen in einer Kata.
Dabei wird das grundlegende Verständnis für die Bewegungen geschult, aber auch die Atmung, Konzentration, Geistesgegenwärtigkeit, Timing und das Gefühl für den Angreifer entwickelt.
Da es keine Aufzeichnungen zu den ursprünglichen gedachten Anwendungen der Kata-Techniken gibt, sind sie heute offen zur Interpretation. Jeder kann seine eigenen Ideen einbringen. Die Auslegungsmöglichkeiten sind unbegrenzt, aber die unterschiedlichen Interpretationen können auf Plausibilität geprüft werden.
Das Einüben des Bunkai führt zu unterschiedlichen Lerneffekten:


  Bunkai Training

Abschluss
Der Abschluss des Trainings ist mit dem Begrüßungsritual identisch. Es wird noch einmal in einer Reihe Aufstellung genommen, im Kniesitz wird die Konzentrationsübung durchgeführt, wieder grüßt der älteste Schüler stellvertretend für alle Schüler den Sensei und bedankt sich so bei ihm für das Training, im Stehen wird der Sensei noch einmal abgegrüsst und er entlässt die Schüler aus dem Training.


  Abschluss mit Verneigung vor dem Sensai